Aviäre Influenza (Geflügelpest)
SYMPTOME
Die akute Form der Geflügelpest äußert sich in Zeichen allgemeiner Schwäche (Apathie, Inappetenz, stumpfes, struppiges Federkleid), hohem Fieber, erschwerter Atmung mit geöffnetem Schnabel, Ödemen an Kopf, Hals, Kamm, Kehllappen, Beinen und Füßen, Blauverfärbung der Haut und der Schleimhäute, wässerig-schleimigem und grünlichem Durchfall und neurologischen Störungen (sonderbare Haltung des Kopfes, Störungen der Motorik).
Bei chronischem Verlauf sinkt die Legeleistung, die Eier sind dünnwandig oder schalenlos.
Die Mortalität ist abhängig vom Alter der Tiere und der Virulenz des Erregers. Bei hochvirulenten Erregern endet die Krankheit bei nahezu allen Tieren tödlich. Mehr als 15 % einer Geflügelherde können sterben, bevor Symptome auftreten (perakuter Verlauf).
VORBEUGUNG
Grundsätzlich können die Tiere auch durch eine vorbeugende Impfung wirksam gegen Geflügelpest geschützt werden. Ein Lebendimpfstoff auf Basis gering pathogener Erreger scheidet jedoch nach heutigem Stand des Wissens wegen des Mutationsrisikos aus. Eine Immunisierung mit inaktivierten Influenzaviren ist unter den Fachleuten aber ebenfalls umstritten, da kein bisher verfügbarer Impfstoff eine spätere Infektion, die nachfolgende Virusvermehrung und das Ausscheiden pathogener Viren verhindert; verhindert wird vielmehr nur die klinische Erkrankung der geimpften Tiere. So können geimpfte Tiere zu Virusträgern werden und pathogene Viren weiterverbreiten. Ein weiteres Problem ist die sichere (mikrobiologische/serologische) Unterscheidung der geimpften Tiere von erkrankten oder ansteckenden Tieren.
BEHANDLUNG
Bei Ausbrüchen der Geflügelpest in der Tierhaltung wird der gesamte Tierbestand der betroffenen Halter getötet. Die Kadaver werden verbrannt oder auf andere Weise unschädlich gemacht, um eine Übertragung auf andere Tierbestände zu verhindern.
Ballenabszess (Plantar Pododermatitis/Bumble foot)
SYMPTOME
Unter einem Ballenabszess versteht man eine nicht zu unterschätzende Infektion des Fußes (insbesondere an den Ballen), die durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden
kann. Ein Ballenabszess kann unbehandelt durchaus zum Tod eines Tieres führen. An der verletzten Stelle des Fußes dringen Bakterien (z.B. Staphylokokken) in die Haut ein und führen zu einem eitrigen Abszess. Sollte ein Ballenabszess unbehandelt bleiben, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die verkapselte Infektion am Hühnerfuß zuerst auf Sehnen, Muskeln sowie Gelenke und schließlich auch auf den gesamten Organismus ausbreitet. Dann wird es für das Tier lebensbedrohlich, weshalb eine Früherkennung wichtig und eine sofortige Behandlung nötig ist.

(Foto: Louise Humphreys)
VORBEUGUNG
Ein Ballenabszess kann durch regelmäßige Kontrolle der Füße frühzeitig erkannt werden, andernfalls zeigt er sich später durch leichte oder mittelschwere Lahmheit des Tieres (Schonung des betroffenen Fußes). Der Ballenabszess äußert sich anfänglich durch Rötung, Schwellung, Schorf oder einen schwarzen Punkt als „Eintrittsstelle“.
Eine gute Prophylaxe stellen sauber geschliffene, nicht splitternde Sitzstangen sowie feine, weiche Einstreu (z.B. Hanfstreu) dar. Ebenfalls trägt eine ausgewogene, vitaminreiche Fütterung mit Legemehl, Körnern, frischem Obst, Gemüse, Mineralstoffen und Vitaminen zur Vorbeugung
bei. Darüber hinaus ist ein regelmäßiger Wechsel der Einstreu wichtig.
BEHANDLUNG
In erster Linie empfiehlt sich bei einem Ballenabszess stets die Konsultation eines geflügelkundigen Tierarztes. Meist muss neben der Behandlung (Ausräumen des eitrigen Materials und Wundversorgung) ein Antibiotikum verabreicht werden, welches nur ein Tierarzt verordnen darf.
Wichtig zu wissen: Die Haut des Tieres ist am Fuß sehr dick und ledrig und die Konsistenz des Eiters anders als beim Menschen extrem dickflüssig (ähnlich wie Zahnpasta) Will man als erfahrener Geflügelbesitzer sein Tier nach dem Ausräumen des eitrigen Materials durch den Tierarzt selber behandeln, muss der betroffene Fuß des Tieres zunächst in lauwarmem Wasser mit Betaisodona-Lösung® gebadet werden. Hilfreich ist es dabei, das Tier während der Behandlung in ein Tuch zu hüllen, damit es nichts sehen, aber dennoch gut atmen kann. Zunächst muss die Wunde mit Betaisodona-Lösung® o.ä. gespült werden. Danach sollte eine antiseptische Salbe (z.B. Betaisodona-Salbe®) in Kombination mit Bepanthen Creme® zur Wundheilung auf die Wunde aufgetragen werden (Bitte niemals Salbe mit einem Lokalanästhetikum, wie z.B. Benzocain, Lidocain o.ä., da diese für Geflügel giftig ist, und zum Tod führen kann).
Im Anschluss sollte die Wunde steril abgedeckt und locker mit steriler, elastischer Mullbinde verbunden werden. Als Zwischenlage empfiehlt sich eine Polsterung aus weicher Watte zur Druckentlastung beim Laufen. Gegen Schmutz und Feuchtigkeit schützt dann abschließend ein
selbsthaftender Verband (blau oder grün – bitte nicht rot, da die Artgenossen sich von der roten Farbe zum Picken animiert fühlen) sowie unter dem Verband an der Fußsohle eine Schicht Isolierband zum Schutz vor Feuchtigkeit. Eine Wundkontrolle / Verbanderneuerung empfiehlt sich alle 2 Tage bis zur völligen Ausheilung. Das kann mitunter auch 6-8 Wochen dauern, da die Haut an den Füßen nur langsam
heilt und jederzeit wieder Keime in die Haut eindringen können.
Geflügelcholera
SYMPTOME
Die Geflügelcholera kann in zwei Formen auftreten.
• Die perakute/akute Form ist durch eine Septikämie gekennzeichnet, die bei perakutem Verlauf in plötzlichen Todesfällen, bei akutem Mattigkeit, sinkender Futteraufnahme, Blauverfärbungen, Atemnot und blutigem Nasenausfluss und Durchfall gekennzeichnet ist. Die Morbidität in Beständen beträgt bis zu 50 %.
• Die chronische Form äußert sich in Schnupfen, Entzündungen der Kopfanhänge (Kamm, Kehllappen – „Läppchenkrankheit“), Gelenkentzündungen, Lähmungen, Torticollis, Gleichgewichtsstörungen und eventuell Durchfall.
VORBEUGUNG
Die Behandlung erkrankter Tiere ist meist erfolglos. Die Therapie zielt daher auf einer vorbeugenden Antibiose gefährdeter Kontakttiere (Metaphylaxe). Hierbei werden Sulfonamide oder Fluorchinolone eingesetzt. Auch Penicilline sind wirksam.
BEHANDLUNG
Eine Behandlung erkrankter Tiere ist meist erfolglos (siehe Vorbeugung).
Geflügelschnupfen
SYMPTOME
• Entzündete Augen
• Nasenausfluss
• röchelnde Atemgeräusche
VORBEUGUNG
• Stallhygene
• Desinfektion von Futterautomaten und Tränken
• Vermeidung von Zugluft im Stall
• Vitaminpräparate
Geflügelpocken
SYMPTOME
Nach der zweiten Virämie kann sich die Erkrankung in verschiedenen Formen äußern:
• Die Hautform ist durch papulöse Veränderungen vor allem in unbefiederten Regionen, um das Auge herum, am Schnabelansatz, am Kamm und an den Ständern gekennzeichnet. Die Papeln trocknen ein, färben sich gelblich und später bräunlich und fallen dann ab. Bei mildem Verlauf treten im Anschluss daran häufig gutartige Hauttumoren auf.
• Die diphtheroide Form ist durch fibrinöse Beläge an den Schleimhäuten in der Schnabel-Rachenhöhle (Oropharynx) und am Kehlkopf. Die diphtheroide Form kann mit Hauterscheinungen kombiniert sein.
• Die septikämische Form zeigt sich in Allgemeinstörungen wie Abgeschlagenheit, Fressunlust und Zyanosen. Sie endet meist tödlich, ohne das typische pockenartige Effloreszenzen auftreten.

VORBEUGUNG
Zur Prophylaxe kann ein Lebendimpfstoff eingesetzt werden. Dieser wird vor allem bei Ausbrüchen der Vogelpocken an noch nicht infizierte Tiere verabreicht. Ziervögel sollten zumindest in größeren Beständen zum Schutz vor Kanarienpocken geimpft werden. Der Impfstoff wird intramuskulär oder durch Durchstechen der Flughaut (wing-web-Methode) verabreicht.
BEHANDLUNG
Eine Therapie ist nicht möglich.
Gicht
SYMPTOME
Gelenksschwellungen und Entzündungen durch Ablagerung von Harnsäure in den Gelenken und Organen. Daraus resultieren verminderte Bewegungsfreude, Abmagerung und ein schlechter Allgemeinzustand.
VORBEUGUNG
• Artgerechte Ernährung
• Vermeidung von Überfütterung
Histomoniasis (Schwarzkopfkrankheit)
SYMPTOME
Insbesondere bei Truthähnen führt die Histomoniasis zu einem schweren Krankheitsverlauf, wobei Blinddarm und Leber des Wirts stark geschädigt werden.
Die Morbidität und Mortalität bei infizierten Vögeln ist extrem hoch. Die typischen Symptome der Histomoniasis sind eher unspezifisch und infizierte Tiere zeigen ein apathisches Verhalten, geschlossene Augen, einen gestelzten Gang sowie Atembeschwerden. Bei Truthähnen ist das Auftreten von schwefelgelbem Kot infolge einer Leberschädigung am auffälligsten, bei Hühnern kommt es jedoch meist nur zu einem schleimigen Durchfall. Läsionen der Leber treten hingegen nicht auf.
Sicher diagnostiziert werden kann die Histomoniasis jedoch erst nach dem Tod. Bei Truthähnen verursacht die Histomoniasis sichtbare, nekrotische Läsionen in der Leber. Darüber hinaus kommt es im Blinddarm von infizierten Vögeln zu einer schweren, ulzerativen Entzündung, welche mit einer charakteristischen Verdickung der Darmschleimhaut einhergeht. Junge Tiere sterben in der Regel wenige Tage nach Ausbruch der Krankheit, bei älteren ist oft ein chronischer Verlauf zu beobachten. Den Namen hat die Krankheit von einer blauroten bis schwarzen Verfärbung der Kopfhaut, welche aber nicht immer auftritt. Da das Auftreten von schwarzen Kämmen aber kein primäres Erkennungsmerkmal der Histomoniasis ist, wird die Bezeichnung Schwarzkopfkrankheit manchmal auch als Fehlbezeichnung angesehen. Mitunter können auch andere Organe von der Histomoniasis befallen werden.


(Foto: Michael Sagarese)

(Foto: Michael Sagarese)

VORBEUGUNG
Prophylaktisch wirkt eine regelmäßige Entwurmung der Tiere.
BEHANDLUNG
Seit der Identifizierung des Erregers der Histomoniasis wurden eine Vielzahl von Stoffen im Laufe der Zeit untersucht.
Verschiedene pentavalente Arsenverbindungen, wie beispielsweise Nitarson oder Carbason erwiesen sich dabei als wirksam im prophylaktischen Einsatz. In der Europäischen Union sind sie für lebensmittelliefernden Tiere nicht mehr zugelassen. In den USA hingegen wird Nitarson (4-Nitrophenylarsensäure) noch angewendet.
Auch das vorbeugend wirkende Nifursol ist heute, genauso wie andere Nitrofurane, nicht mehr zugelassen; die Zulassung von Nifursol wurde zum 1. April 2003 EU-weit widerrufen.
Weitere Wirkstoffe gegen die Krankheit sind Ronidazol und Dimetridazol, welche in der Europäischen Union für Hühnervögel ebenfalls nicht mehr zugelassen sind.
Infektiöse Bronchitis
SYMPTOME
Die Übertragung erfolgt vor allem als Tröpfcheninfektion, wobei mit Viren beladene Staubkörner und Tröpfchen weite Entfernungen zurücklegen können. Das Virus besiedelt das Flimmerepithel der Atemwege, aber auch die Eileiter können befallen werden. Die IB breitet sich rasch in einem Bestand aus, vor allem Jungtiere zeigen eine hohe Erkrankungshäufigkeit. Die Verluste können bis zu 25 % betragen.
Die Inkubationszeit beträgt 18 bis 36 Stunden. Klinisch treten Atemnot, Nasenausfluss, röchelnde Atemgeräusche und Bindehautentzündung auf. Zudem sind Allgemeinstörungen mit Fressunlust zu beobachten. Eileiterinfektionen führen später zu Legestörungen wie dünnschalige Eier, Windeier, verminderte oder vollständig fehlende Legetätigkeit („falsche Leger“) und verminderte Schlupfrate.
VORBEUGUNG
Impfung ab der dritten Lebenswoche.
BEHANDLUNG
Die schnelle Ausbreitung im Bestand und die klinischen Erscheinungen erlauben eine Verdachtsdiagnose. Die Diagnose kann durch pathologische Untersuchung verendeter Vögel sowie mit serologischen und virologischen Nachweisverfahren erfolgen. Differentialdiagnostisch sind Mykoplasmose, Infektiöse Laryngotracheitis, Hühnerschnupfen und Newcastle-Krankheit, aber auch nichtinfektiöse Erkrankungen (Fütterungsfehler) abzugrenzen.
Eine Behandlung ist allenfalls symptomatisch möglich. Die Bekämpfung basiert daher vor allem auf der Impfung, die ab der dritten Lebenswoche erfolgen kann. In gefährdeten Gebieten ist sie alle drei bis vier Monate zu wiederholen.
Infektiöse Kehlkopf-Luftröhren Entzündung
SYMPTOME
Der Erreger verursacht eine milde bis schwere Entzündung der oberen Luftwege, hauptsächlich des Kehlkopfs (Larynx) und der Luftröhre (Trachea). Die Erkrankung tritt vor allem im Herbst und im Winter auf.
Klinisch äußert sie sich in Husten, Keuchen und Atemnot, wo bei die Tiere einen blutig-gefärbten Schleim auswürgen können. Milde Verlaufsformen durch weniger virulente Virusstämme zeigen sich in einer Sinusitis und Konjunktivitis.
Pathologisch-anatomisch zeigt sich eine Blutstauung und Hyperämie von Kehlkopf und Luftröhre, bei schwerem Verlauf können käsige, diphtheroide Beläge oder Pseudomembranen auftreten, ähnlich der diphteroiden Form der Vogelpocken. In den Epithelzellen lassen sich pathohistologisch intranukleäre Einschlusskörperchen nachweisen.
VORBEUGUNG
siehe Behandlung
BEHANDLUNG
Die Bekämpfung basiert auf strengen Hygienemaßnahmen in Geflügelbeständen zur Verhinderung der Einschleppung. Eine Impfung mit Lebendimpfstoffen ist möglich, verhindert aber nicht latente Infektionen oder deren Aufflammen.
In Deutschland zählt die Infektiöse Laryngotracheitis zu den meldepflichtigen Tierkrankheiten. Auch in Österreich unterliegt sie der Meldepflicht.
Kokzidiose (Rote Ruhr)
SYMPTOME
Die Rote Kükenruhr geht mit blutigen Durchfällen einher und kann bei Küken eine Mortalitätsrate von 80 % erreichen.
VORBEUGUNG
Vorbeugend können Hygiene und Desinfektionsmaßnahmen eingesetzt werden. Bereits kochendes Wasser ist zur Inaktivierung der Oozysten ausreichend. Ein zu hohe Besatzdichte ist zu vermeiden, Wechselausläufe sind empfehlenswert. Bei einem Ausbruch sollten Erdboden bzw. Einstreu abgetragen werden. Wirksame Desinfektionsmittel sind z. B. Kresole. Hühner können prophylaktisch mit einem Kokzidiostatikum behandelt werden. Auch eine Schutzimpfung einwöchiger Küken über das Trinkwasser (Paracox 8®) ist ebenfalls wirksam.
BEHANDLUNG
Die Behandlung erfolgt durch Kokzidienwirksame Medikamente wie Sulfonamide wie Sulfachlorpyrazin oder Sulfadimidin. Darüber hinaus sind Toltrazuril und Clazuril wirksam. Bei der Roten Kükenruhr ist Amprolium sehr gut wirksam. Unterstützend wird die Gabe von Multivitaminpräparaten empfohlen.
Luftröhrenwürmer
SYMPTOME
• Pfeifende oder röchelnde Atemgeräusche
• Entzündungen, Schwellungen sowie kleine Knötchen an den Anheftungsstellen, starke Schleimbildung
• Mäßige Anämie
• Tod durch Erschöpfung oder Asphyxie
VORBEUGUNG
Trockene Umgebung (Verhinderung der Bildung der infektionsfähigen Larve III)
BEHANDLUNG
Flubendazol (keine Wartezeit auf Gewebe und Eier)
Legenot
SYMPTOME
Ein Vogelweibchen, welches von Legenot betroffen ist, erkennt man anfangs an scheiternden Legeversuchen. Es versucht das Ei durch starkes Pressen auszuscheiden. Dabei werden relativ große und dünne Kotballen ausgeschieden, welche oftmals mit Blut vermischt sind. Betroffene Weibchen wirken nervös und ruhelos, sie wechseln häufig den Sitzplatz, sitzen mit stark gespreizten Beinen auf den Sitzstangen oder Wippen mit dem Schwanz. Durch Druck auf Nervengeflechte kann es zu Lähmungserscheinungen kommen.
In einem späteren Stadium sitzen betroffene Weibchen völlig entkräftet auf dem Boden. Oftmals kann beim Betasten des Unterleibs eine leichte Wölbung festgestellt werden.
Wenn nicht reagiert wird, fällt das Weibchen in einen Schockzustand und verendet. Unter Umständen kann es durch das starke Pressen zu einem Kloakenvorfall kommen.
BEHANDLUNG
Im Anfangsstadium hilft eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und eine Wärmebestrahlung. Weiterhin kann mit Hilfe von Rizinusöl (oder ähnlichem), welches in die Kloake geträufelt wird, versucht werden, das Ei zu lösen. Auch eine Bauchmassage (sollte allerdings nur bei größeren Vögeln angewendet werden, da bei kleinen Vögeln das Ei in der Kloake brechen kann) in Verbindung mit den Pressversuchen des Weibchens kann helfen. Wenn nach maximal zwei Stunden kein Erfolg erzielt ist, muss umgehend ein Tierarzt verständigt werden. Dieser kann versuchen das Ei manuell aus der Kloake zu drücken, sollte dies scheitern kann das Hormon Oxytocin verabreicht werden.
Milben (Rote Vogelmilbe)
SYMPTOME
Die Schadwirkung der Roten Vogelmilbe besteht im Saugen von Blut, Auslösen von Juckreiz und Entzündungen und dem damit verbundenen Stress der befallenen Tiere. Küken und Jungvögel können durch die ständige Blutabnahme schon bei mäßigem Befall sterben. Auch bei brütenden Vögeln sind direkte Todesfälle möglich.
Erkrankte Vögel kratzen sich ständig gereizt das Gefieder. An den Bissstellen kommt es zu Entzündungen und lang anhaltendem Juckreiz. Besonders gut sichtbar ist der Milbenbefall an den Beinen der Vögel. Im Extremfall ist die Haut hier stark angeschwollen, verkrustet und schuppig. Einzelne Hautpartien lösen sich nach und nach ab.

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VORBEUGUNG
Als Tränkwasserzusatz kann in ein Repellent auf natürlicher Basis eingesetzt werden. Dieser führt nicht zum Absterben der Milben, hindert aber die Milben daran Blut zu saugen und unterbricht damit den Reproduktionszyklus.
Alternativ kann auch eine Fluralaner Lösung verwendet werden (z.B.: Exzolt(r) von MSD), welche ebenfalls über das Trinkwasser verabreicht wird und aktiv die Milben abtötet.
BEHANDLUNG
Die Bekämpfung der Tiere erfolgt typischerweise mit Akariziden in Pulverform (Carbamate, Pyrethroide, Pyrethrum). Als gut wirksam hat sich Ivermectin erwiesen.
Problematischer ist die Entfernung der Milben aus Stallanlagen. Hier müssen alle Schlupfwinkel gründlich gereinigt und mit Akariziden behandelt werden. Alternativ kann ein 2-Komponenten-Desinfektionsmittel auf Basis von Peroxyessigsäure und Wasserstoffperoxid eingesetzt werden.
Eine Alternative zu Akariziden sind Silikatstaube (Kieselgur). Die Wirkungsweise beruht auf einem austrocknenden Effekt bei Kontakt. Eine weitere Möglichkeit ist das Bestreichen der Unterseite der Sitzstangen mit Pflanzenöl (grundsätzlich alle Öle). Hierbei verstopft das Öl die Poren und alle Stadien der Milben ersticken.
Mykoplasmose
SYMPTOME
Die Erkrankung (Mykoplasmose) äußert sich in der Regel durch zunächst trockenes kurzes Niesen, das durch die Nasenlöcher bei geschlossenem Schnabel ausgestoßen wird. Bei einer fortschreitenden Ausbreitung im Respirationstrakt ist auch klarer Ausfluss aus den Nasenöffnungen in Form eines feuchten Films hin zur Schnabelspitze erkennbar. Dieser Film wird besonders dann auffällig, wenn Futterreste und Einstreu um die Öffnungen kleben.
Bei Puten sind die Symptome z. T. ähnlich und werden als infektiöse Sinusitis bezeichnet, es wurden aber auch Veränderungen in Gelenken und somit Motorik beschrieben.

BEHANDLUNG
Eine Sanierung des betroffenen Bestandes ist nur über die Unterbrechung der Infektionskette durch eine ausreichend lange Ausstallung möglich. Mycoplasma gallisepticum reagiert auf das Antibiotikum Tylosin. Die Symptome können damit kurzfristig zurückgedrängt werden, die Reinfektion erfolgt aber bei durchgehendem Stallbesatz prompt, da das Bakterium außerhalb des Körpers in der Umwelt (Stall, Auslauf) eine beschränkte Zeit seine Infektionsfähigkeit erhält. Ein Auftreten von Symptomen erleichtert die Infektion durch weitere wirtschaftlich bedeutende Atemwegserkrankungen wie z. B. Infektiöse Bronchitis (IB) und Aviäre Rhinotracheitis (ART).
Mareksche Krankheit
SYMPTOME
Die Inkubationszeit beträgt 20 bis 160 Tage. Die Marek-Krankheit ist in ihrem Bild sehr variabel.
Bei der klassischen Form dominiert die Besiedlung der Nerven und es kommt zu Lähmungen bei 12 bis 16 Wochen alten Tieren. Sie tritt sporadisch auf und die Mortalität liegt unter 10 %.
Die akute Form tritt seuchenhaft bei Küken bis zur 8. Lebenswoche auf und führt zu Todesfällen vor allem bei 18–22 Wochen alten Tieren. Es kann auch noch zu späten Todesfällen zu Beginn der ersten Legeperiode kommen. Die Mortalitätsrate beträgt bis zu 50 %. Die akute Form zeigt sich in Hauterhebungen, die zu einer rauen Haut führen, sowie Lymphomen in den Eingeweiden.
VORBEUGUNG
Schutzimpfung am ersten Lebenstag.
Eine Therapie ist nicht möglich, weshalb sich die Bekämpfung auf die Vorbeugung konzentriert. Sie erfolgt durch veterinärhygienische Maßnahmen. Eine Schutzimpfung am ersten Lebenstag ist möglich, wird aber nur bei Zuchttieren und Legehennen durchgeführt. Auch die Züchtung resistenter Hühner wird versucht.
In Deutschland zählt die Mareksche-Krankheit zu den meldepflichtigen Tierkrankheiten. Auch in Österreich unterliegt sie der Meldepflicht.
Mutterkornvergiftung
SYMPTOME
Zu den toxischen Effekten von Mutterkornalkaloiden zählen Darmkrämpfe, Halluzinationen sowie das Absterben von Zehen aufgrund von Durchblutungsstörungen, die das Krankheitsbild Ergotismus (auch Antoniusfeuer oder Mutterkornbrand) prägen. Bereits 5 Gramm frisches Mutterkorn können tödlich sein.
BEHANDLUNG
Keine Behandlung möglich.
Newcastle Krankheit (Atypische Geflügelpest)
SYMPTOME
Das Krankheitsbild der Newcastle-Krankheit weist zunächst zahlreiche unspezifische Veränderungen in Verhalten und Erscheinungsbild der Tiere auf, wie sie auch bei anderen akuten Infektionen auftreten:
• drastischer Rückgang der Legeleistung und dünnschalige bis schalenlose Eier
• hohes Fieber bis 43 °C
• Apathie und Appetitlosigkeit
• wässriger, eventuell blutiger Durchfall
• Atemnot; Schnabel und Augen sind mit zähem Schleim bedeckt
• Durchblutungsstörungen, häufig mit dunkler Kamm-Verfärbung
• hohe Sterblichkeit binnen fünf Tagen nach Auftreten der Symptome
• Die Inkubationszeit beträgt vier bis sechs Tage. Bei rascher Ausbreitung innerhalb des Bestands können Todesfälle auch ohne vorher erkennbare Symptome auftreten.
Die Viren befallen Lunge, Darm und Zentralnervensystem und können u. a. punktförmige Blutungen auf der Magenschleimhaut, insbesondere um die Ausführungsgänge der Magendrüsen, verursachen.
In seltenen Fällen kann bei Menschen, die in engem Kontakt mit erkrankten Tieren stehen, eine Entzündung der Bindehaut des Auges auftreten.
VORBEUGUNG
In Deutschland schreibt die Geflügelpest-Verordnung eine regelmäßige Impfung gegen die Newcastle-Krankheit für jeden Hühner- und Truthühnerbestand vor. Dies gilt auch für Privatleute, die nur wenige Hühner halten. Die Impfung erfolgt in der Regel über das Trinkwasser.
Hühner oder Truthühner dürfen in Deutschland nur dann von einem Geflügelbestand in einen anderen abgegeben oder auf Geflügelmärkten, Geflügelschauen und ähnlichen Veranstaltungen ausgestellt werden, wenn sie von einer tierärztlichen Bescheinigung begleitet sind, aus der hervorgeht, dass der Herkunftsbestand der Tiere (im Falle von Eintagsküken der Elterntierbestand) regelmäßig gegen die Newcastle-Krankheit geimpft wurde.
BEHANDLUNG
Stellt ein Veterinäramt die Newcastle-Krankheit fest, wird in der Regel ein Sperrgebiet für Geflügel in einem Radius von mindestens drei Kilometern eingerichtet. Das Geflügel in diesem Gebiet muss zum Schutz vor einer Ausbreitung der Seuche auf Anweisung des Veterinäramtes drei Wochen lang im Stall bleiben. Züchter müssen ihre Bestände melden. Zudem kann auch ein Beobachtungsgebiet von mindestens doppelt so großem Radius eingerichtet werden. Infizierte Tiere müssen sofort getötet werden. Betroffene Ställe, Gebäude und Transportfahrzeuge werden desinfiziert. Den Tierhaltungen werden gegebenenfalls zusätzliche Personen- und Verkehrsbeschränkungen auferlegt.
Ornithose
SYMPTOME
Diese schwere, grippeartige Allgemeinerkrankung verläuft in der Regel unter vorwiegender Beteiligung der Lungen (Bronchopneumonie) ab.
BEHANDLUNG
In der Regel erfolgt eine Antibiotika-Therapie mit Tetracyclinen (etwa Tetracyclin, Doxycyclin) oder Makroliden (etwa Clarithromycin, Erythromycin) über zwei bis drei Wochen.
Räude
SYMPTOME
Es entstehen schwammartig poröse, kalkgrau, weiß oder gelblich gefärbte Hornhautwucherungen. Die Veränderungen durch K. mutans sind auf die Haut der Hintergliedmaßen beschränkt. Hyperkeratosen durch K. pilae treten typischerweise an Schnabel und Augenregion, aber auch in anderen, bei der Körperpflege vom Schnabel berührten Bereichen (Bürzeldrüse, Kloakenumgebung, Flügelspitzen), auf.
VORBEUGUNG
Neue Tiere sollten gründlich auf bereits vorhandene typische Hautveränderungen untersucht und gegebenenfalls prophylaktisch therapiert werden.
BEHANDLUNG
Betroffene Vögel sowie Kontakttiere werden mit Ivermectin (Spot-on oder systemisch) behandelt. Zum Entfernen der Hyperkeratosen wird 5%ige Salicylsäurelösung lokal aufgetragen.
Bei schon starker Krustenbildung sollte ein vorheriges Aufweichen mit Seife oder Glyzerin erfolgen, damit das Präparat die Milben erreichen und wirken kann.
Rotlauf
SYMPTOME
Bei Puten tritt der Rotlauf plötzlich mit einzelnen Todesfällen auf, die Futteraufnahme sinkt, besonders die Hähne werden schläfrig.
Der Kot ist gelblich bis grünweiß, die nackte Kopfhaut leuchtend rot bis violett, bei den Hähnen sind Stirn- oder Nackenwulst zyanotisch und geschwollen. Bei Hühnern, Enten, Fasanen und Wachteln bestehen die wesentlichen Symptome in allgemeiner Schwäche, Diarrhöe und plötzlichen Todesfällen.
VORBEUGUNG
Vorbeugende Impfung;
BEHANDLUNG
Nach wie vor gelingt die Behandlung von Rotlauf mit einfachen Penicillin – Präparaten und
fiebersenkenden Mitteln. Eine dreitägige Behandlung führt zu klinischer Ausheilung.
Salmonellose
SYMPTOME
Salmonellosen beim Huhn: S. Gallinarum ist an Hühner angepasst, kann aber auch bei Puten und einigen anderen Vogelarten auftreten. Dieses Serovar tritt in 2 Biovaren auf: Biovar Pullorum ist verantwortlich für die weiße Kükenruhr bzw. Pullorumseuche und führt zu akuten septikämischen Infektionen bei Küken bis zur 3. bis 6. Lebenswoche. Das Biovar Gallinarum ist der Verursacher des sogenannten Hühnertyphus, der vor allem bei älteren Hühnern auftritt. Infektionen mit nicht adaptierten Typen verursachen beim Huhn üblicherweise keine Erkrankung, sondern latente Infektionen.
VORBEUGUNG
Impfung aller noch Gesunden mit einem Lebendimpfstoff.
BEHANDLUNG
• Ausmerzen aller kranken und kümmernden Tiere
• Bestandsbehandlung mit Antibiotika
Tuberkulose
SYMPTOME
Wie auch beim Rind und beim Menschen werden die verschiedenen Organsysteme beim Vogel befallen.
BEHANDLUNG
Bei Tieren darf eine Behandlung nicht durchgeführt werden, da eine Infektionsgefahr für den Menschen während oder nach der Behandlung durch resistente Keime oder chronisch keimausscheidende Tiere zu groß ist.
Beim Menschen muss über einen langen Zeitraum mit speziellen Antibiotika intensiv behandelt werden.
Vitamin B Mangel
SYMPTOME
Neurologische Störungen,Lähmungserscheinungen, Krämpfe;
VORBEUGUNG
Vitaminpräperate
Futterzusätze
BEHANDLUNG
Vitaminpräperate
Futterzusätze
Wurmbefall
SYMPTOME
Hühner und Puten sind sehr anfällig für die kontrahierenden, parasitären Würmer. Dazu gehören die Luftröhrenwürmer, die Bandwürmer und die Fadenwürmer. Obwohl nicht alle Arten der Würmer schädlich für das Gesundheitssystem sind, können andere zu Gewichtsverlust, einer schwachen Eierproduktion und sogar dem Tod führen.
VORBEUGUNG
Regelmäßig entwurmen;
BEHANDLUNG
Insbesondere im Bereich der Veterinärmedizin hat der Einsatz von Medikamenten zur Spulwurmbekämpfung (Anthelminthika) eine große Bedeutung. Die derzeit bedeutendste Stoffklasse sind die Benzimidazole, deren meistverwendete Vertreter neben Flubendazol vor allem Fenbendazol und Mebendazol sind. Ebenfalls häufig verwendete Wirkstoffgruppen sind Tetrahydropyrimidine (hier vor allem das Pyrantel) und Imidazothiazole (v. a. Levamisol). Als relativ neue Wirkstoffgruppe gelten Ivermectine (beispielsweise Moxidectin, Doramectin, Milbemycin). Ältere Anthelminthika wie Piperazin oder auch organische Phosphorsäureester wie Dichlorvos spielen nur noch eine untergeordnete Rolle.
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